Von der Leyens Doktorarbeit ist kein Leichtgewicht

Mit 450 Gramm ordnet sich von der Leyens Dissertation unauffällig in andere wissenschaftliche Arbeiten ein.

Auf folgendem Foto habe ich paar wissenschaftliche Arbeiten von links oben nach rechts unten nach aufsteigendem Gewicht sortiert:

Mit 450 Gramm liegt Ursula von der Leyens Arbeit bei den schwereren Werken. Sie wird nur übertroffen durch die Doktorarbeit von Dominique Rebière Capteurs à ondes acoustiques de surface↵ Application à la détection des gaz. Rebière leitete das Team am Laboratoire de Micro-électronique IXL, in dem ich meine Studienarbeit realisieren durfte. Als Andenken schenkte er mir ein Exemplar seiner Arbeit. Aus einem anderen Kulturkreis stammend, ist diese Arbeit wohl kaum mit der Arbeit von der Leyens zu vergleichen. Rechts unten liegt die Habilitationsschrift reflexive Politik im sozialen Raum von Dr. Anja Hartmann. Auch wenn ich diese Arbeit erst zum Bruchteil lesen konnte gebührt ihr ein Ehrenplatz in meinem Bücherregal. Als Habilitationsschrift ist sie ebenfalls nicht mit der Arbeit von der Leyens zu vergleichen.

Im Grunde habe ich also nur drei Doktorarbeiten versammelt, zwei davon habe ich aus beruflichem Interesse beschafft. Die Tatsache, dass sie noch nach vielen Jahren relevant sind beweist aus meiner Sicht ihren Wert. Diese Arbeiten sind wertvoll trotz eines Gewichts von nur 220 (Aspects of Residential power line Communications, Olaf Hooijen) respektive 267 Gramm (Energie-Monitoring im privaten Haushalt, Michael Baranski). Darunter die Arbeit von der Leyens, die fast soviel wiegt wie die beiden erstgenannten zusammen.

Im Grunde erweckt nur das Gewicht meiner eigenen Arbeiten Mißtrauen:

Warum sind meine eigene Studienarbeit und Diplomarbeit so unverhältnismässig schwer geworden im Vergleich zu den beiden schlanken doch inhaltsreichen Doktorarbeiten?

Ich weiß, dass ich mich damals um ein elegantes Äußeres bemühte und versucht habe, meine Arbeiten  papiersparend zu produzieren. Aber offenkundig habe ich in dieser Hinsicht meine Meister gefunden.

Vom Äusserlichen fällt bei von der Leyen eigentlich nur eine einzige Besonderheit auf: Das Deckblatt aus Pappe ist unbedruckt. Das ist auffällig, kurios, unpraktisch.

Es besteht kein ernstzunehmender Zweifel, dass von der Leyen das Konzept Buch genau wie das Konzept Plagiat kannte. Sie kannte die Funktion eines Buchtitels. Sie wusste sicherlich, welchen Nutzen ein Leser aus einem von aussen sichtbar aufgedruckten Buchtitel ziehen kann. Selbst wenn sie seinerzeit mit wenigen Büchern ausgekommen sein mag, kannte sie sicherlich das Konzept von Bücherregalen. Auch wenn sie nicht der hellste Stern am Firmament sein mag wusste sie sicherlich, wie schlecht Bücherregale funktionieren wenn es den Büchern an äusseren Unterscheidungsmerkmalen mangelt.

Fehlte es ihr vielleicht an manueller Geschicklichkeit, um einen Pappdeckel separat zu bedrucken? Das mag sein. Vielleicht fehlte es ihr jedoch einfach am Glauben, dass ihre Arbeit jemals einen einzigen Leser finden würde. Oder es fehlte ihr an Respekt für mögliche Leser. Doch die wahrscheinlichste Erklärung ist der gleiche Zeitmangel, den ich bereits in meinem Beitrag versehentliche Plagiate thematisiert habe:

Ursula von der Leyen wird besseres zu tun gehabt haben, als vermeidbar Zeit in das Erscheinungsbild ihrer Doktorarbeit zu investieren. Nachdem sie zehn Jahre lang studiert hatte, gab es für sie einfach gute Gründe, möglichst schnell promovieren zu wollen.

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