Diskussionen von 1971 über Faschismus in den USA

Rettet Angela vor dem Justizmord! Die Titelgeschichte des Spiegel 46/1971 ist allen zu empfehlen, die unter Trump faschistische Tendenzen befürchten.

Ich empfehle den Spiegel-Beitrag trotz vieler sinnentstellend auseinandergerissener Sätze. Anscheinend werden vom Spiegel so alte Geschichten vom Print ins Internet übertragen, ohne dass da noch einmal ein Lektor drüberschaut. Und ich empfehle ihn trotz der Unfähigkeit des Spiegels, auf dem Titelblatt zwischen Amerika und USA begrifflich zu unterscheiden. Inhaltliche Fehler sind mir nicht aufgefallen, wird es in dem Text sicherlich trotzdem geben. Trotzdem halte ich an meiner Empfehlung fest:

Die Zeitreise ins Jahr 1971 ist lohnend.

Ausgangspunkt des Artikels ist das durch den Staatsanwalt Albert Harns vertretene Verschwörungskonstrukt, Angela Davis hätte sich mit Jonathan Jackson verschworen, um Richter Haley sowie andere Personen zu entführen und somit die Freilassung der Soledad Brothers zu erreichen.

Folgende Analyse des Spiegel klingt noch immer erschreckend aktuell (wörtliches Zitat, lediglich das vergurkte Layout wurde korrigiert):

„Faschistisch mutet heute in den USA nicht nur die Haltung weißer Rassisten an, die in den Farbigen nach wie vor Untermenschen sehen. Faschistoide Zuge sind auch im staatlichen Bereich manifest: Die US-Regierung, Law-and-Order-Abgeordnete und rechte Richter

  • verketzern Andersdenkende, vor allem linke Demonstranten, und schaffen damit ein Klima militanter Intoleranz;
  • erweitern die polizeilichen Vollmachten, rechtfertigen brutale Obergriffe der bewaffneten Staatsmacht;
  • halten den Kampf gegen Kriminelle für wichtiger als die Beseitigung sozialer Brandherde und das Bemühen um soziale Gerechtigkeit.“

Der Spiegel-Artikel ist neben den bereits angeführten Fehlern offensichtlich nicht neutral. Er ergreift Partei für Angela Davis. Wer sich hieran stört, dem möchte ich als Gegenpol empfehlen: Als die DDR für die Freiheit von Angela Davis kämpfte, Welt.de, 2016. Dessen Autor Lars-Broder Keil schätze ich für andere Arbeiten (beispielsweise Den ersten Sieg erreichen die USA 1917 ohne Waffen) mehr als für diesen Artikel. Die Gegensäte der beiden von mir empfohlenen Zeitungsartikel rufen geradezu nach einer kritischen Diskussion. Trotzdem verzichte ich hierauf.

Wer eine harsche Kritik am Springer-Verlag wünscht, der lese bitte meinen Post Wir, der Westen. Darin setze ich mich unter anderem auch mit Julian Reichelt, einem Hauptverantwortlichen bei der BILD auseinander.

Tatsächlich wurde Angela Davis später freigesprochen. Die New York Times berichtete am 5. Juni 1972 Angela Davis Acquitted on All Charges.

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