Bürgerverdrossene Kandidaten für den Bundestag

Wollen mich die Kandidaten der etablierten Parteien den äußersten Enden des politischen Spektrums zutreiben?

Sind sie zu satt oder zu bürgerverdrossen, um sich auf einen Gedankenaustausch einzulassen mit Bürgern, die sie eigentlich vertreten wollen? Oder sind sie betriebsblinde Politikverkäufer, überfordert von Gedanken, die ihnen die Parteizentrale nicht vorgekaut hat?

Fakt ist, dass ich vor einem Monat die Kandidaten für meinen Wahlkreis, also den Wahlkreis 30 zum Bundestag, anschrieb. Ich fragte die Kandidaten, wie sie zu Atomwaffen in deutschen Händen und zur Patentierung und Veröffentlichung von Waffentechnik stehen. Meine Anfrage an Andre Grote von der FDP können Sie als Beispiel hier runterladen. Die Kandidaten der Linken (Klemens Kowalski) und der AfD (Astrid zum Felde) antworteten schnell.

Die restlichen Kandidaten reagierten nicht. Weder Oliver Grundmann von der CDU, noch Oliver Kellmer von der SPD. Diese beiden habe ich sogar mehrfach angeschrieben.
André Grote von der FDP reagierte genauso wenig wie Richard Bodo Klaus von den Piraten. Bei Ralf Poppe von den Grünen habe ich telefonisch nachgebohrt. Er nahm sich exakt 40 Sekunden Zeit, um meine Erststimme zu verspielen. Seine Aussage lautete sinngemäß, Waffenpatente seien zu speziell, um sich damit zu befassen. Er tat so, als könne er Waffenpatente einordnen. Als wüsste er, wovon er sprach.

Das erinnert mich an einen Gedankenaustausch mit Hans-Ulrich Klose im Jahr 2008. Klose tat bei den gleichen Fragen ebenfalls so, als kenne er sich mit Patenten aus. Und gab hahnebüchenden Unsinn von sich. („Patente [werden] nicht veröffentlicht und im Falle von Waffen schon gar nicht.“)

Da scheint mir Klemens Kowalski weit vertrauenswürdiger, der seine Kenntnislücken offen zugibt. („Die Geschichte mit den Waffenpatenten war mir nicht bekannt. Ich werde mir das mal anschauen und vielleicht auch auf meinem Blog verlinken. Das ist ein ziemliches Sicherheitsrisiko und definitiv eine Schlagzeile wert, die hoffentlich aufschreckt. Kann ich nur den Kopf schütteln.“)

PS:
Stimmt es wirklich, dass die Bürgerverdrossenheit der Politiker eine Reaktion auf Politikverdrossenheit der Bürger ist, so wie das Jasper von Altenbockum 2015 in diesem Kommentar in der FAZ angenommen hat? Ist es nicht eher umgekehrt?

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