Kann Daimler nach Adolf Hitler so viele weitere schreckliche Menschen gefördert haben, dass Daimler die Förderung Hitlers schlicht vergessen hat?
Oder warum behauptet Daimler auf seinen Internetseiten wahrheitswidrig, Daimlers Verflechtung mit den Nazis habe erst 1933 begonnen?
Ein Versehen scheint mir unwahrscheinlich
Im Januar hatte ich freundlich und vorsichtig bei Daimler nachgefragt, ob es sich hier um ein Versehen handelt. Ich bekam keine Antwort. Gibt es etwa so viele Blogger, die Daimlers Rolle bei Hitlers Machtergreifung klären wollen, dass Daimler mit dem Antworten nicht nachkommen kann? Auch das glaube ich nicht. Sonst würde mein Blog bei der Google-Anfrage (Daimler Machtergreifung) weiter hinten stehen.
Viel schlüssiger scheint es mir, dass Daimler seinen Internetauftritt vorsätzlich irreführend gestaltet, um Besucher der Internetseite zum Kauf von Produkten zu veranlassen, die diese Besucher nicht kaufen würden, wenn Ihnen bewusst wäre, dass Daimler zur Wahrung der eigenen geschäftlichen Interessen Adolf Hitler bereits vor 1933 gefördert hat und somit einen Beitrag zur Machtergreifung der Nationalsozialisten leistete.
Und schlüssiger scheint es mir auch, dass Daimler meine Frage nach Daimlers Investitionen in den Wahlkampf des 43. Präsidenten der USA aussitzen will. Denn falls Daimler zur Wahrung der eigenen geschäftlichen Interessen den tragischen* Menschen George W. Bush gefördert hat, und dies offenbar wird, dann könnte auch diese Information womöglich potentielle Kunden vom Kauf von Daimler Produkten abhalten. (Zeitleiste zu EADS, DaimlerChrysler AG und Bush)
Zum Nazionalsozialismus führte eine Spur des Geldes,
die schon gründlich erforscht ist und gar nicht in direkter Linie von Daimler ausgeht.
Daimler war anscheinend nicht beteiligt an der Industrielleneingabe vom 19.11.1932, nicht am Geheimtreffen vom 20.02.1933. Und im Grunde belegen „Das Daimler-Benz Buch“ und die zugehörige Quellensammlung ziemlich ausführlich die üble wirtschaftliche Situation, in der sich die Daimler-Benz AG noch 1932 befand, aus der sie aber durch Hitlers Machtergreifung errettet wurde. Diese Bücher nennen im Verhältnis zur Dramatik dieser Situation überraschend wenig Beispiele für die Förderung der Nazis durch die Daimler-Benz AG. Der folgende Brief stellt demnach einen Höhepunkt der Anbiederung an Hitler dar (Quelle: „Die Daimler-Benz AG 1928-1948. Schlüsseldokumente zur Konzerngeschichte“, Seite 121):
Schlussfolgerung:
Daimlers Verhalten im Vorfeld der Machtergreifung scheint deutlich weniger abscheulich als das anderer Unternehmen und Einzelpersonen. Umso rätselhafter ist die irreführende Behandlung des Vorfelds der Machtergreifung auf Daimlers Internetseiten.
Der Anteil Daimlers am Aufstieg Hitlers scheint 1000-fach geringer zu sein als derjenige von Edwin und Helene Bechstein. Am Internetauftritt der Firma Bechstein ist aus meiner Sicht jedoch nichts zu kritisieren. Dort wird klar und eindeutig auf „Die Bechsteins – Eine Familiengeschichte“ von Gunna Wendt verwiesen. Und dieses Buch lässt keinen Zweifel daran, dass die Schwiegertochter des Firmengründers den Aufstieg Adolf Hitlers entscheidend gefördert hat.
Doch wenn Daimlers Anteil am Aufstieg Hitlers so viel geringer war – ist er deswegen vernachlässigbar? Wohl nicht. Der Nationalsozialismus hat zu viele Millionen Tote gefordert, als dass ein geringer Anteil an Mitschuld daran vernachlässigbar sein könnte.
Anscheinend will Daimler den Begriff Nazizeit nur auf die Zeit nach der Reichstagswahl am 5. März 1933 beziehen und dem Leser das Märchen auftischen, die Nazis seien auf Grund eines Unfalls der Geschichte ohne Daimlers Zutun an die Macht gekommen.
Doch selbst die Zeit nach der Reichstagswahl am 5. März 1933 stellt Daimler extrem lückenhaft dar. Unerwähnt bleibt der wundersame Aufschwung, den Daimler nach dem 5. März 1933 erfahren hat. An die nach 1933 von Daimler begangenen Abscheulichkeiten erinnert die Rückseite des Daimler-Benz Buchs, die eine Reproduktion eines Plakats von 1935 zeigt. Auf diesem Plakat unterstrich Daimler seine Verbundenheit mit den Nazis. Es wird hier zum Zwecke der staatsbürgerlichen Aufklärung im Sinne von §86 und §86a StGB wiedergegeben. Damit soll über die historische Verbindung der gezeigten Markenzeichen aufgeklärt werden.
Fussnote
*Wenn ich George W. Bush als tragischen (und nicht als schrecklichen) Menschen charakterisiere, dann möchte ich damit das Blut, das an seinen Händen klebt, nicht verharmlosen. Selbstverständlich hat er ungeheuer schreckliche Taten begangen. Ich beziehe mich dabei auf die besondere Tragik seiner Taten, die darin besteht, dass er im Gegensatz zu Hitler noch im Erwachsenenalter über einen Vater verfügte, den er jederzeit hätte um Rat fragen können. Er hätte sich nur einmal von seinem Vater erklären lassen müssen, warum dieser 1991 auf eine Zerstörung des irakischen Staatswesens und eine Entmachtung Sadam Husseins verzichtete, und der Welt wären hundertausende Tote und ein andauerndes Chaos erspart geblieben.