Christianist vs. Islamist

In diesem Beitrag möchte ich den Begriff „Islamist“ als Unwort entlarven. Dazu führe ich das Gegenstück „Christianist“ ein, weise dessen Überflüssigkeit nach und zeige dabei, dass auch „Islamist“ kaum eine Existenzberechtigung hat.

Laut Wikipedia ist der Begriff Islamismus bereits in den 1970er Jahren geprägt worden, aber mein Brockhaus kennt weder Islamist noch Islamismus. Florian Große hat einige kluge Gedanken zu diesen Begriffen auf Zeit.de veröffentlicht. Er deutet sie als Kampfbegriffe und üble Propaganda. Ich arbeite einfach mal mit der Hypothese, dass alle drei Quellen korrekt sind. Dann wäre Islamismus in den 70ern ein wissenschaftlicher Fachbegriff gewesen von zu geringer allgemeiner Bedeutung, um in meinen Brockhaus aufgenommen zu werden. Nach dem 11.09.2001 wurde er dann zum Zwecke der Propaganda verbreitet und wandelte sich zum Kampfbegriff.

Meine folgende Definition versteht sich als Gegenstück zum Begriff Islamist (was dadurch erschwert wird, das für letzteren eine präzise Definition fehlt):

Ein Christianist ist ein religiöser Fundamentalist, der sich auf Jesus von Nazaret beruft, und bereit ist, im Namen und im Zeichen seiner Religion zu töten, oder sogar bereit ist aus religiös motiviertem Hass zu töten.

Folgerungen aus dieser Definition:

  • Papst Urban der II, Initiator des 1. Kreuzzugs, war ein Christianist.
  • Papst Innozenz der III, nicht so unschuldig wie sein Name vermuten liesse, war als Initiator des 4. Kreuzzugs ein Christianist.
  • Papst Gregor IX, bevorzugte anscheinend blutige Kreuzzüge und war mit der gewaltlosen Einnahme Jerusalems im Jahre 1229 durch Friedrich II nicht so recht zufrieden. Ich betrachte auch diesen Papst als Christianist.
  • Die christianistischen Päpste setzten zigtausende Christianisten in Bewegung, um den Zustand religiöser Toleranz, also das friedliche Miteinander von Juden, Muslimen und Christen in Jerusalem zu beenden, dauerhaft zu unterbinden und Hunderttausende Andersgläubige zu töten.
  • Königin Isabella I. von Kastilien und König Ferdinand II. kann man nur deshalb als Christianisten bezeichnen, da für diesen Begriff keine Steigerungsform vorgesehen ist. Die Geschichte der Reconquista und der Gegensatz zwischen friedlichem Islam und aggressivem Christianismus ist noch heute in Granada spürbar. Dort lebten unter maurischer Herrschaft Muslime, Juden und Christen in Frieden, bis die christianistischen Eiferer 1491 der religiösen Toleranz ein Ende setzten.
  • Millionen Deutsche Soldaten im ersten Weltkrieg waren Christianisten, denn sie töteten im Zeichen des Kreuzes. Sie töteten beispielsweise französische Soldaten, Verteidiger eines laizistischen Staates. Die Franzosen nahmen die Trennung von Staat und Kirche ernst, malten keine Kreuze auf ihre Flugzeuge und waren deshalb keine Christianisten im Sinne der oben genannten Definition.
  • Die 1924 geschaffene Gedenkstätte an der Buxtehuder Hauptkirche verherrlicht den Christianismus. Im Fuß dieses Beitrags finden Sie unfassbare Fotos dieser Gedenkstätte.
  • Die Zentrumspartei, zu deren wichtigsten historischen „Leistungen“ 1933 die Ermächtigung Adolf Hitlers gehörte, war eine christianistische Partei. (Auch wenn  sich ein wesentlicher Teil der frühen Mitglieder der Deutschen C-Parteien CDU und CSU aus ehemaligen Mitgliedern der Zentrumspartei, aus Christianisten rekrutierte, distanzierten sich ihre ersten Programme von der Zentrumspartei und vom Christianismus.)
  • Die Römisch-Katholische Kirche wendete sich erst im 20. Jahrhundert, mit dem zweiten vatikanischen Konzil, vom Christianismus ab und bekannte sich (erst 1965!) mit Dignitatis humanae, der Erklärung über die Religionsfreiheit, zum universalen Anspruch der Menschenrechte.
  • Wichtiges Machtmittel des Christianismus nach Innen, zur Beherrschung der eigenen Mitglieder war der Terror. Die Gläubigen wurden terrorisiert mit der Drohung von Hölle und Fegefeuer. Der Standpunkt Papst Benedikt XVI. zu Hölle und Fegefeuer erschließt sich mir nicht (zur Enzyklika „Spe Salvi“ von 2010 auf sueddeutsche.de.) Wenn ich auf Spiegel.de lese 2007: vatikan schafft vorhoelle ab dann verbleibe ich staunend. Die Nachricht von 2013 „Kardinal Marx schafft Hölle und Fegefeuer ab“ ist besser verständlich, sie deutet eine vollständige Abkehr vom Terror an.
  • Der 43. Präsident der USA war ein Christianist und hatte auch christianistische Motive, als er 2003 den Irak, einen säkularen Staat, angriff.

Auf diese Aufzählung mag der Einwand erfolgen, dass es bereits einen Begriff gibt, der sich auf Jesus von Nazaret berufende gewaltbereite religiöse Fundamentalisten kennzeichnet: Christ. Denn die Religionsgruppe der Christen benennt sich nun einmal selber nach dem Kreuz, dem Hinrichtungswerkzeug, das zum Sinnbild der Gewalt geworden ist, die ihrem jüdischen Religionsstifter angetan wurde und des Leids, dass dieser auf Grund dieser Gewalt erlitten hat. Dabei ist dieses Kreuz zugleich das Markenzeichen der von Anhängern dieser Religion ausgeübten Gewalt, und des damit verbundenen Leids.

Diesem Einwand stimme ich zu. Genau diesen Einwand wollte ich hervorrufen.

Der Begriff Islamismus könnte eine gewisse Berechtigung haben, um die Ausnahme, die gewaltbereite Abweichung von der weniger gewalttätigen Norm des Islam auszudrücken. Da der Begriff Christianist keine Abweichung von der unfriedlichen historischen Norm des Christentums ausdrückt, fehlt ihm eine solche Existenzberechtigung.

Aber tatsächlich wird der Begriff Islamismus meist nicht in diesem Sinne verwendet. Er wird eher im Sinne einer Steigerung oder Übersteigerung desjenigen verstanden, was für den Islam als typisch behauptet wird. Wenn beispielsweise ein Julian Reichelt (wie hier auf Bild.de) das Adjektiv „islamistisch“ verwendet, dann legt er nahe, dass der Islam eine gewaltverherrlichende Religion sei; nicht so schlimm ist wie der Islamismus, aber in die gleiche Richtung gehend. (Mit Reichelts These „Wir, der Westen, haben diesen Krieg weder gewollt, noch begonnen.“ setze ich mich hier genauer auseinander.)

Fotos von der 1924 geschaffenen Gedenkstätte an der Buxtehuder Hauptkirche:[shashin type=“albumphotos“ id=“4″ size=“medium“ crop=“n“ columns=“2″ caption=“n“ order=“random“]

Weitere Beispiele für Christianisimus – achten Sie auf das Kreuz, Sinnbild der Gewalt, für das es im Islam kaum eine Entsprechung gibt. Der Halbmond (Hilal) geht jedenfalls nicht auf ein Hinrichtungswerkzeug zurück. Und achten Sie bei Gelegenheit im Strassenverkehr auf den Fisch. Menschen, die noch klüger sind als Frau Dr. von der Leyen, vermeiden das gewaltbesetzte Symbol des Kreuzes und kleben sich das Fisch-Symbol aufs Auto, um ihren Bezug zu Jesus von Nazareth zum Ausdruck zu bringen:

Abflug in den Syrien-Einsatz

Bundesministerin der Verteidigung, Ursula von der Leyen, besucht die Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg, Presse-Statement

Print Friendly, PDF & Email