Die USA verfolgen seit 2001 Strategien „gegen“ den Terror, die ein Problem der Waffenindustrie lösen, aber kaum geeignet sind, das Phänomen des Terrors einzudämmen. Ist das Zufall?
Sowohl Terrorismus als auch angemessene Gegenmaßnahmen sind seit Jahrhunderten bekannt. Im Fall von Herostratos, der den Artemis Tempel in Ephesus vor über 2300 Jahren niederbrannte, wurde unmittelbar eine erfolgversprechende Konter-Taktik angewendet. Nachdem der Verbrecher die Tat und sein Motiv zugegeben hatte, durch die Tat berühmt zu werden, wurde der Verbrecher zum Tode verurteilt, und die Nennung seines Namens verboten.
Offensichtlich konnte dieses Verbot nicht vollständig durchgesetzt werden, sonst gäbe es keine Überlieferung zu diesem frühen Vorläufer des heutigen Terrorismus. Doch der Ansatz macht trotzdem Sinn. Finde heraus, was ein Verbrecher erreichen will, und bewirke das Gegenteil. Bekommst Du im Vorfeld Kenntnis eines geplanten Verbrechens, verhindere es. Im gesamten 20. Jahrhundert folgten offizielle Reaktionen auf Terrorismus dem Vorbild von Ephesus. Die Sprachregelung lautete: Terroristen sind Verbrecher. Sie verdienen keine besondere Wertschätzung.
Der Vorteil dieses Ansatzes war offensichtlich. Er half gegen Terrorismus. Die Waffenindustrie hatte im 20. Jahrhundert offensichtlich kein Problem mit einer erfolgreichen Antiterror-Politik. Denn der Absatz der Waffenindustrie war durch den Kalten Krieg gesichert.
Seit 2001 wird jedoch versucht, dem Terrorismus mit Gewalt und Krieg zu begegnen. Seit 2002 setzen die USA dabei auf Massenexekutionen mit Hilfe von bewaffneten Drohnen wie der General Atomics MQ-1 Predator. Unter dem Vorwand, der Terrorismus sei im September 2001 neu erfunden worden, wurde tatsächlich die Reaktion auf den Terrorismus neu erfunden. Seit 2300 Jahren bewährte Konzepte wurden vom 43. Präsidenten der USA aufgegeben. Stattdessen werden Verbrecher jetzt zu Kriegsgegnern aufgewertet und ihnen wird eine ungeheure Bedeutung zugemessen. In einem so genannten „Krieg gegen den Terror“, der vorgibt, ein Krieg gegen den Terrorismus zu sein, wird dem Anschein nach der Versuch unternommen, den Brand des Terrorismus mit dem Benzin des Drohnenterror zu löschen.
Der Spiegel-Essay „Krieg ist Frieden“ aus dem Jahr 2001 von Arundhati Roy scheint erschreckend prophetisch: „Wenn Sie in diesem Teil der Welt Ihr Ohr auf die Erde legen, dann können Sie das Dröhnen hören, den tödlichen Trommelwirbel aufwallenden Zorns. Bitte, bitte stoppen Sie den Krieg jetzt! Genug Menschen sind gestorben. Die schlauen Raketen sind einfach nicht schlau genug. Sie bringen endlose, unterdrückte Wut zum explodieren“
Fakt ist, dass die weltweiten Opferzahlen des Terrorismus nach 2001 geradezu explodierten, bis zu einem traurigen Höhepunkt von 32685 im Jahre 2014 (Quelle: Global Terrorism Index 2015.)
Vor 2001 dümpelten sie auf einem niedrigen Niveau, das vermutlich unterhalb der Todesfälle lag, die weltweit durch die halbjährlichen Zeitumstellungen im Rahmen der Sommerzeit bedingt werden. (Zahlen aus 1991-2003 sind dokumentiert in: Patterns of global terrorism)
Wem nützt dieser Ansatz? Der Waffenindustrie. Der „Krieg gegen den Terror“ füllt die Lücke, die das Ende des kalten Kriegs hinterlassen hat. (Hintergrund auf Spiegel.de. Die Bundes-Zentrale für politische Bildung zum Militärisch-Industriellen Komplex in den USA)
Fällt der Waffenindustrie damit unverhofft eine günstige Geschäftgelegenheit in den Schoß? Analog zum Jahr 1933, als der Daimler-Benz AG unverhofft Wettbewerbsvorteile in Form von Arbeitssklaven und Rüstungsaufträgen zufielen? Der Eigendarstellung der heutigen Daimler AG zur Folge ging jedenfalls der Rendite, die ab dem Jahr 1933 eingefahren wurde, keine Investition in den Faschismus vor dem Jahr 1933 voraus. Rendite ohne Investition. Das ist doch schick.
Die Verbindung von George W. Bush zur Rüstungsindustrie ist jedenfalls nicht zu übersehen. Da scheinen der Rendite, die ab dem Jahre 2001 eingefahren wurde, erhebliche Investitionen voraus gegangen zu sein. (heise.de meldete 2002 Bush-Regierung ist mit der Rüstungsindustrie verfilzt. nzz.ch zur Wahlkampffinanzierung, „Big Spender“ des US-Wahlkampfs auf Spiegel.de)