Offizielles Verschwörungskonstrukt zum 11.09.2001

We’re at war“  (George W. Bush, 11. September 2001)

Der im Dezember 2002 erschienene Bericht der offiziellen Untersuchungskommission erklärt die Verbrechen des 11. September 2001 durch eine Verschwörung, die neben 19 Selbstmordattentätern überwiegend saudischer Herkunft auch die Terrororganisation Al-Qaida umfasste.

Damit lieferte dieser Bericht ein Verschwörungskonstrukt, das zur Eingangs zitierten Entscheidung des Präsidenten vom 11. September 2001, sich auf einen Krieg festzulegen, und dem am 7. Oktober 2001 begonnenen Krieg in Afghanistan passte.

Indem er (offenbar in Unkenntnis wesentlicher Fakten) seine Entscheidung traf, bewies George W. Bush am Schicksalstag große Intuition.

<Ironie> Diese Intuition war ein großer Segen für die USA und die Menschheit. Was, wenn die Attentäter im wesentlichen durch einen Natopartner wie Deutschland finanziert worden wären? Und wenn sie sich selbst radikalisiert hätten, so daß die einzige Möglichkeit, durch einen Krieg Rache zu nehmen, ein weiterer Krieg gegen Deutschland gewesen wäre?

Was, wenn die Attentäter durch einen wichtigen Verbündeten wie Saudiarabien finanziert und gesteuert worden wären? So daß der einzige Weg, Vergeltung zu üben, saudisches Blut gekostet hätte? </Ironie>

Um letztgenannten Verdacht auszuräumen, hat die US-Administration im Januar 2003 28 ursprünglich geheime Seiten des Berichts nachgereicht, die sich auf mögliche Verbindungen zu den Saudis bezogen. (Presseerklärung, die die verspätete Veröffentlichung begründet)

Ein Mensch von weniger intuitiver Natur als George W. Bush hätte wohl die Kenntnis der wesentlichen Fakten abgewartet, bevor er sich auf so schwerwiegende Konsequenzen wie einen Krieg festgelegt hätte.

Ein Mensch mit friedfertigerem Charakter als George W. Bush hätte wohl stärker die Trauer in den Mittelpunkt gestellt als den Wunsch nach Rache. Er hätte den Mut gehabt Hilflosigkeit einzugestehen in Angesicht der Selbstmordattentate und nicht an Rache gedacht.

Das Wesen eines Selbstmordattentats besteht ja gerade darin, dass die Attentäter erweiterten Selbstmord begehen. Durch ihren Tod entziehen sie sich jeder Rache. Deshalb widersprach der Gedanke, durch einen Krieg Rache üben zu wollen, an jenem Tag zumindest meiner Intuition.

Die Worte George W. Bushs, mit denen dieser seine Politik der Rache ankündigte, haben mich an jenem Tag deshalb kaum weniger überrascht als die Anschläge selbst.

Seit diesem Tag, auch nach Bushs Präsidentschaft, haben die USA konsequent an einer Politik der Rache festgehalten. Die Wähler haben dies jeweils honoriert. Sowohl Bush als auch Obama wurden jeweils für eine zweite Amtszeit wiedergewählt. Damit hat das US-amerikanische Wahlvolk klar seine Billigung ausgesprochen für Bushs blutige Rache in Form zweier Kriege, und für Obamas blutige Rache in Form von Massenexekutionen durch Drohnen.

Diese Politik der Rache unter dem Namen „Krieg gegen den Terror“ behauptet natürlich, durch Gewalt die Gewalt zu beenden. Tatsächlich hat diese Politik zu einer Explosion der Gewalt geführt. (Siehe Beitrag Neuerfindung des Terrorismus)

Mängel des offiziellen Berichts

Es ist offensichtlich, dass ein Untersuchungsbericht zu einem so komplexen Gegenstand nicht fehlerfrei sein kann. Und es ist klar, dass die frühe Entscheidung des Präsidenten für einen Krieg ihn und seine Administration befangen erscheinen lässt.

Beispiel für einen auffälligen Mangel: Weder auf Seite 6, wo der Begriff zum ersten mal erwähnt wird, noch auf den folgenden Seiten wird die Bedeutung des Begriffes „Mitgliedschaft in der AL-Qaida“ definiert. Dieser wesentliche Begriff wird mit größter Selbstverständlichkeit benutzt, als ob er eine offensichtliche, objektive, also prinzipiell verifizierbare Bedeutung hätte. So als ob klar wäre, dass Mitgliedschaften in einem Vereinsregister der Al-Qaida erfasst würden. Oder druckt die Al-Qaida Parteibücher und verteilt diese an ihre Mitglieder?

<Ironie> Der ehrenwerte Richter Hans Filbinger, Ehrenvorsitzenden der baden-württembergischen CDU und selbsterklärter Gegner des Nationalsozialismus ist ein gutes Beispiel für die Schwierigkeit, die Mitgliedschaft in einer Terror-Organisation zu bewerten. </Ironie>

Kurt Georg Kiesinger ist wohl ein noch besseres Beispiel für die Schwierigkeit, die Mitgliedschaft in einer Terror-Organisation zu bewerten. Daniel Koerfer betitelte 2006 einen Beitrag auf zeit.de Der Fall Kiesinger – und offensichtlich ist der Fall nicht einfach. Aber eines scheint mir offensichtlich: Es ist etwas faul, wenn erwiesene Mitglieder der einen Terrororganisation gleichsam maschinell reingewaschen werden, und bei Menschen aus einem anderen Kulturkreis nur auf Grund des Verdachts, des Vorwurfs einer Mitgliedschaft in einer anderen Terrororganisation ein gleichsam maschineller Mord durch Drohnen in Erwägung gezogen wird.

Das Fehlen einer Definition des Begriffes „Mitgliedschaft in der AL-Qaida“ ist ein Indiz für die Abfallhypothese, also dafür, dass der Bericht sein Papier nicht wert ist. Aber er ist kein Anzeichen einer Verschwörung. Er gibt lediglich Einblick in mangelnde kognitive Fähigkeiten der Autoren. Oder in logistische Probleme. Vielleicht existierten ja brauchbare Definitionen und es wurde lediglich vergessen, diese an sinnvoller Stelle einzubinden.

Es gibt Gründe, dem Untersuchungsbericht nicht blind zu vertrauen.

Alternative Verschwörungskonstrukte

Ein durchaus beliebtes Verschwörungskonstrukt nimmt an, dass George W. Bush und seine Administration Teil der Verschwörung gewesen seien.

Ich möchte hier nur anmerken, dass allein die Bilder von George W. Bush, als er von den Anschlägen erfuhr, dieses Konstrukt als absurd entlarven. Selbst wenn man einem Berufspolitiker jedes Verbrechen zutrauen will – mit Täterwissen hätte Bush sich vermutlich anders auf diese Situation vorbereitet.

Ein weiteres Verschwörungskonstrukt nimmt an, dass die Autoren des offiziellen Untersuchungsberichts Teil der Verschwörung gewesen seien.

Auch das erscheint mir unplausibel. Mir sind keine Mängel im Bericht aufgefallen, die nicht durch Dummheit, fehlende Sachkunde oder Dergleichen zu erklären wären. Selbstverständlich passt der Bericht gut zu den Bedürfnissen der US-Administration. Ohne Zweifel wurde er passend gemacht. Aber so etwas ist ohne eine Verabredung zu einem Gesetzesbruch allein durch fehlgeleitete Loyalitäten erklärbar. Selbst wenn der Bericht wesentliche Verfälschungen enthielte – selbst wenn die behauptete Fremdsteuerung der Selbstmordattentäter erfunden worden wäre oder wenn diese nicht von Al-Qaida sondern von Saudi-Arabien ausgegangen wäre – selbst eine so grobe Verfälschung ist erklärbar, ohne dass man hier eine große Verschwörung annimmt. Mag sein, dass eine vorsätzliche Verfälschung des Berichts technisch betrachtet auch u.U. unter den Begriff Verschwörung fallen könnte, aber die wäre dann sicherlich völlig unabhängig von der Verschwörung zum 11. September 2001.

Offizieller Bericht ist zu kritisieren

Letztlich ist es unerheblich, ob ein Teil der Mängel im offiziellen Untersuchungsbericht auf Vorsatz zurückgeht. Es wäre in jedem Fall unwissenschaftlich und absurd, mit Erscheinen des offiziellen Berichts die Verbrechen als vollständig aufgeklärt zu deklarieren.

Fehler im Untersuchungsbericht müssen bereinigt und offene Punkte müssen geklärt werden. Das ist eine Selbstverständlichkeit und hat nichts damit zu tun, dass die Autoren des offiziellen Berichts der Verschwörung bezichtigt werden sollen.

Bezug zur Wikipedia

Dass ich eine solche Selbstverständlichkeit hier überhaupt erwähne liegt an internen Problemen der Wikipedia, die sich aus der scheinbar vernünftigen Regel „Wikipedia ist keine Plattform für Verschwörungstheorien“ ergeben.

Diese Regel führt zu Unstimmigkeiten unter Anderem in den Artikeln der Wikipedia zu den Begriffen Terroranschläge am 11. September 2001 sowie Verschwörungstheorie. Dort und auf zu letzterem gehöriger Diskussionsseite wird die Auffassung vertreten, diese Verbrechen seien vollständig aufgeklärt, wer daran rüttelt, sei ein „Verschwörungstheoretiker“ bzw. „Truther“.

Hier ist ein Gedankenaustausch zwischen mir und Phi, einem ehrenamtlichen Mitarbeiter der Wikipedia. Es handelt sich dabei um den eingefrorenen Stand der oben genannten Diskussionsseite. Der Gedankenaustausch befindet sich im untersten Abschnitt. Dessen Überschrift „9/11“ hätte ich natürlich niemals gewählt. Mein alter Beitrag Unwort 09/11 spricht denke ich Bände. Der Gedankenaustausch ist Teil eines Experiments. Aktuell lasse ich ihn für sich sprechen. Ich habe noch viel über Wikipedia zu lernen bevor ich mehr dazu schreiben kann.

Ich verweise auf den eingefrorenen Stand, weil der Gedankenaustausch aus der Diskussionsseite verschwinden wird. Das ist normal und so mit Phi abgesprochen. mit einer Verschwörung im Sinne „Wikipedia weigert sich, über Formulierungen zu diskutieren […] Die Sith-Lords zeigen erneut ihr wahres Gesicht!!!“ hat das nichts zu tun. Diese Formulierung stammt übrigens aus dem Erfahrungsschatz von Phi. Anscheinend müssen sich die Ehrenamtlichen der Wikipedia viele Unfreundlichkeiten anhören.

Links

Twin Towers Engineered To Withstand Jet Collision Interview mit dem Experten John Skilling in der Seattle Times von 1993. In der Rückschau kommt dieses Interview einer Anleitung zur Zerstörung des WTC gleich. Als einzige Möglichkeit wird eine kontrollierte Sprengung genannt. Im Zeitraum 1993 – 2001 galt anscheinend als gesichertes Wissen, dass das WTC nur durch Sprengung, nicht durch Flugzeuge zerstört werden kann. Dieses Wissen war dem Attentäter Mohammed Atta zugänglich. Es war kein Geheimwissen, sondern ein Zeitungsartikel. Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass Atta sich dieses Wissen nicht angeeignet hat. Als Student der Stadtplanung, mit einem erfolgreich abgeschlossenen Studium der Architektur wird er wohl kaum Probleme gehabt haben, sich sachkundig zu machen zu einem Thema, dass ihn offensichtlich brennend interessierte.

Final Report on the Collapse of the World Trade Center Towers Der sogenannte NIST-Bericht kam im September 2005 zu folgender Feststellung: „NIST found no corroborating evidence for alternative hypotheses suggesting that the WTCtowers were brought down by controlled demolition using explosives planted prior to September 11, 2001“ Anscheinend wollen die Autoren damit folgendes sagen: Es gibt keinen zuverlässigen Beweis dafür, dass es eine Sprengung war, also war es das Feuer. Auf fast 300 Seiten, auf denen ein einziges mal das Wort „Hypothesis“ auftaucht, nicht einmal die Wörter „probability“ oder „Bayes“, haben Dutzende Experten folgendes Stück „Evidence“ nicht zu bewerten gewußt: „Türme sind vollständig eingestürzt.“ Auf der Suche nach kleinen Schnipselchen den Wald vor lauter Bäumen nicht gesehen? Unfassbar. Das nächste Mal sollten die Autoren die A Priory Wahrscheinlichkeiten auf die Kette kriegen und sich an das Bayes Theorem erinnern. Und am Ende muß da eine Wahrscheinlichkeit im Sinne einer Zahl zwischen 0 und 1 für jede Hypothese rauspurzeln. Ich möchte nicht wissen, wieviel Steuergelder die NIST für dieses Fiasko von Bericht verballert hat.

Structural Analysis of Impact Damage to World Trade Center Buildings 1, 2, and 7 Therese P. Mcallister, Fahim Sadek, John L. Gross and al., anscheinend online seit 12.8.2012 verfügbar, in Fire Technology nachgedruckt Juli 2013. Zusammengefasst: Mehrere Brandhypothesen, aber auch die Hypothese einer kontrollierten Sprengung wurden betrachtet. Die bekannten Daten seien nur durch Feuer zu erklären.

Final Reports from the NIST World Trade Center Disaster Investigation Übersicht über die diversen Berichte des National Institute of Standards and Technology (NIST) zu diesem Thema.

15 years later: on the physics of high-rise building collapses, wissenschaftliches Paper aus dem Jahr 2016, von Steven Jones, Robert Korol, Anthony Szamboti und Ted Walter, veröffentlicht von der European Physical Society. Zusammengefasst steht auf diesen 6 Seiten: Alle Daten lassen sich gut erklären, wenn man für alle 3 zerstörten Hochhäuser jeweils eine kontrollierte Sprengung annimmt. Durch Feuer lassen sich die Einstürze dagegen nicht seriös erklären.

Der 11. September war eine kontrollierte Sprengung Berichterstattung vom 09. September 2016 auf Stern.de zur vorgenannten Veröffentlichung.

Commentary: moral truisms, empirical evidence, and foreign policy Von NOAM CHOMSKY, Review of International Studies, October 2003. Zusammengefasst schreibt Chomsky, dass das, was ich oben als Politik der Rache beschrieben habe, moralisch falsch ist und nicht funktioniert.

« Qui croit à la version officielle ? » (= Wer glaubt an die offizielle Version) LE MONDE diplomatique im Juni 2015 über einen Vortrag von M. Richard Gage

Mein Beitrag offenkundige Verschwörungen setzt den immensen Forschungsbedarf, der zu den Verbrechen des 11. September 2001 besteht, in Beziehung zum Forschungsbedarf, der zum Nationalsozialismus über Jahrzehnte bestand und noch immer besteht.

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