Recycling vs. Wiederverwendung

Wir sollten unseren Fokus auf die Wiederverwendung von Produkten richten. Denn die mehrfache Wiederverwendung von Produkten ist für den Umweltschutz viel wirksamer als jede Form von Recycling.

Im Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG) stehen zum Thema Wiederverwendung durchaus kluge Gedanken:

  • §3 Absatz (21): Wiederverwendung im Sinne dieses Gesetzes ist jedes Verfahren, bei dem Erzeugnisse oder Bestandteile, die keine Abfälle sind, wieder für denselben Zweck verwendet werden, für den sie ursprünglich bestimmt waren.
  • §23 Absatz (2) Satz 4): Die Produktverantwortung umfasst insbesondere (…) den Hinweis auf Rückgabe-, Wiederverwendungs– und Verwertungsmöglichkeiten oder -pflichten und Pfandregelungen durch Kennzeichnung der Erzeugnisse (…)
  • §45 Absatz (1) Satz 1): (1) Die Behörden des Bundes (haben) bei Bauvorhaben und sonstigen Aufträgen zu prüfen, ob und in welchem Umfang
    1. Erzeugnisse eingesetzt werden können,
    a) die sich durch Langlebigkeit, Reparaturfreundlichkeit und Wiederverwendbarkeit oder Verwertbarkeit auszeichnen,
    b) die im Vergleich zu anderen Erzeugnissen zu weniger oder zu schadstoffärmeren Abfällen führen oder
    c) die durch Vorbereitung zur Wiederverwendung oder durch Recycling aus Abfällen hergestellt worden sind (…)

Doch in der Praxis richtet die deutsche Politik großen Ehrgeiz darauf, Recycling zu fördern, und insbesondere die stoffliche Verwertung von Abfällen gegenüber deren thermischer Verwertung zu begünstigen.

Die Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg machte 2016 auf ihren Seiten Werbung für die stoffliche Verwertung. Die Wiederverwendung kompletter Produkte tauchte dort nicht auf. (Stand September 2019: Die LUBW benennt Abfallvermeidung als vorrangiges Ziel, insbesondere die Wiederverwendung von Erzeugnissen oder die Verlängerung ihrer Lebensdauer)

In der Praxis erweist sich diese Prioritätensetzung der Politik als falsch, denn von Lebensmitteln und insbesondere Wasser abgesehen funktioniert das stoffliche Recycling von Produkten bei den allermeisten Werkstoffen nur unzureichend.

Die Politik sollte ihren Fokus deshalb auf die Wiederverwendung von Produkten richten, denn nur diese hat das Potential, die ökologischen Probleme der Menschheit zu lösen.

Die Politik hat es bereits geschafft, die Wiederverwendung im Medizinproduktegesetz erfolgreich zu verankern. Der Wiedereinsatz von Medizinprodukten ist dadurch zu einer Normalität geworden und trägt zur Senkung der Kosten im Gesundheitswesen bei. Weitere Leseempfehlung hierzu: Sozialgesetzbuch (SGB) Fünftes Buch § 139 Absatz (2): (…) Besondere Qualitätsanforderungen (…) können auch festgelegt werden, um eine ausreichend lange Nutzungsdauer oder in geeigneten Fällen den Wiedereinsatz von Hilfsmitteln bei anderen Versicherten zu ermöglichen.

Doch offenbar stammen Kreislaufwirtschaftsgesetz und Medizinproduktegesetz aus unterschiedlichen Köpfen, denen jeglicher gedanklicher Austausch fehlt. Das erkennt man schon an den abweichenden Begriffen: Was ersteres mit „Wiederverwendung“ benennt, heißt in letzterem „Wiedereinsatz“.

Hallo ihr Kreislaufwirtschaftsspezialisten, fragt endlich die Macher des Medizinproduktegesetzes um Rat, denn die haben einen Plan! (zumindest was Wiederverwendung / Wiedereinsatz betrifft)

Anmerkung:
Die Wiederverwendung von Produkten hilft auch beim Elend mit den Verkaufsverpackungen weiter. Die Bundesregierung wertet das aufwändige deutsche System der Mülltrennung zwar als Erfolgsgeschichte: „Die Erfassung und Verwertung von Verpackungsabfällen durch duale Systeme ist ökologisch effektiv und ökonomisch effizient“ ( 4.4.2013, Antwort auf eine kleine Anfrage). Doch Dirk Asendorp nennt in seinem Artikel auf Zeit.de von 2007 gute Argumente dafür, dass die dualen Systeme überflüssig und sinnlos sind.

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